“Nimm irgendein Gefühl – Liebe zu einer Frau oder Trauer um einen Menschen, den du liebst, oder das, was ich gerade durchmache: Furcht und Schmerz durch eine tödliche Krankheit. Wenn du die Gefühle verdrängst – wenn du es dir nicht gestattest, sie wirklich zu fühlen -, dann kannst du nie an den Punkt kommen, dich von ihnen zu distanzieren, denn du bist zu sehr damit beschäftigt, dich zu fürchten. Du fürchtest dich vor dem Schmerz, du fürchtest dich vor dem Kummer. Du fürchtest dich vor der Verletzlichkeit, die es mit sich bringt, jemanden zu lieben.
Indem du dich in diese Gefühle hineinbegibst, indem du dir gestattest, wirklich in sie einzutauchen, ganz tief, und sie über deinen Kopf hinwegspülen zu lassen, spürst du sie voll und ganz. Du weisst, was Schmerz ist. Du weisst, was Liebe ist. Du weisst, was Kummer ist. Und nur dann kannst du sagen: Gut. Ich habe dieses Gefühl voll durchlebt. Ich erkenne es wieder. Jetzt muss ich mich einen Moment lang von ihm distanzieren.” aus Mitch Albom: Dienstags bei Morrie
Wie geht das, sich in diese Gefühle hinein zu begeben?
Was dir dabei helfen könnte:
- Beende alle Denk-Muster deines üblichen Gefühls-Managements: Keine Gedanken mehr an woher, wieso, wer ist Schuld, was mache ich jetzt? etc.
- Beende alle Denk-Muster, die versuchen ein unangenehmes Gefühl weg haben zu wollen oder ein angenehmes Gefühl halten zu wollen. Beides geht nicht.
- Atme sehr tief, ohne dich dadurch von dem Gefühl abzulenken.
- Spüre, wo du dich in deinem Körper anspannst.
- Spanne dich dort noch ein wenig mehr an und entspanne dich dann.
- Schließe Frieden mit dem Gefühl – so als würde das Gefühl ewig anhalten.
Wie geht das, sich von dem Gefühl zu distanzieren?
Es geschieht von selbst, aber nur wenn du ganz hineingefallen bist – so wie bei dem Märchen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und in einer anderen Welt aufwacht.
So würde ich es beschreiben: Du fällst in den Beobachter, der das Gefühl wahrgenommen hat. Du erkennst, das das Gefühl zwar gefühlt wird, aber nicht mehr dir gehört. Du schaust in völligem Einverständnis und Frieden auf das was gerade geschieht. Du bist im Hier und Jetzt in völliger Freiheit am Wendepunkt deines Lebens angekommen.
Mehr bei: Was ist Fühlen?