Musik, Filme, Romane, das Internet und vielleicht auch deine Gedanken und Sehnsüchte sind voll von romantische Liebe: Die Sehnsucht danach, sie endlich zu finden, die Trauer über Enttäuschung, die Wut darauf, dass es nicht schön ist, die Einsamkeit, die Sehnsucht nach dem, was war, die endlosen Dramen wenn der Partner etwas scheinbar falsch macht und so weiter.
Lange habe ich darüber den Kopf geschüttelt, über die Besessenheit und die Zeitvergeudung, zu beobachten, wie Menschen glauben, alles wird gut, wenn sie nur den Richtigen, die Richtige haben, wenn er oder sie nur anders wäre, dann…
Seit heute kann ich das auch anders sehen: Vielleicht ist die romantische, an eine Person gebundene Liebe nur ein Symptom für unsere eigentliche Sehnsucht: die Sehnsucht nach der Vereinigung mit der transpersonalen Unermesslichkeit – oder wie immer du sie nennst. Unsere kleinen Sehnsüchte und unsere Liebesbeziehungen können wir dann als Schleuder benutzen, um der großen, unpersönlichen Liebe näher zu kommen.
Ich lade dich ein, diese Sichtweise selbst auszuprobieren. Hier ein paar Vorteile:
- Unsere realen Beziehungen werden nicht mehr mit unerfüllbaren Sehnsüchten überfrachtet.
- Der Schmerz des Alleinseins ist eine Einladung uns mit allem zu verbinden,. Da wir die Sehnsucht spüren, haben wir diese Verbundenheit schon mal erfahren und sind in jedem Augenblick eingeladen, wieder dorthin zu fallen.
- Mein Partner ist die Einladung zur Hingabe an etwas größeres. Ich kann dies durch und in meinem Partner erkennen.
- Meine Kämpfe und mein Nein, sind die Einladung ins Ja zu kommen
- Die schmerzhaften Geschichten, die ich mir erzähle, sind die Einladung mir heilsame Geschichten zu erzählen, oder besser noch: still zu werden.
- Die Verzweiflung über die (scheinbare) Abwesenheit des Partners oder meiner Liebe ist die Einladung, das Allgegenwärtige in mir zu spüren.
- Der Verlust, den wir erleiden, ist die Einladung daran, uns zu erinnern, dass wir wissen, wie Liebe geht.
- Die positiven oder negativen Projektionen auf den Partner sind die Einladung sie zurückzunehmen und uns selbst kennen zu lernen.
- Die Begegnung, die Berührung oder die Vereinigung lassen uns für kurze Zeit unser Soloraumschiff vergessen. Wenn wir über die Erfahrung mit der konkreten Person hinausgehen, können wir uns mit dem Raum dahinter verbinden, in dem wir Allzeit verbunden sind.
- Unsere Dankbarkeit für die Liebesbeziehung ist die Einladung, diese Dankbarkeit auf alles auszudehnen, das wir von Augenblick zu Augenblick wahrnehmen.