Der Garten der Liebe

Ich lade dich ein, mithilfe der Metapher des „Gartens der Liebe“ einige Aspekte eurer Beziehung bewusster zu beleuchten und somit gestaltbarer zu machen. Vielleicht malt ihr euren Garten der Liebe auf ein großes Blatt Papier und füllt ihn mit einigen Stichworten. Das Wichtigste ist jedoch, darüber ins Gespräch zu kommen.
Falls du dich gerade nicht in einer Liebesbeziehung befindest, kannst du die Anregungen nutzen, um dir alle drei Bereiche auszumalen: Wie soll ein gemeinsamer Bereich aussehen? Was wünschst du dir in deinem persönlichen Bereich? Und was kannst du schon jetzt in deinem Garten tun, um eine passende Liebe einzuladen?

Zunächst ist es wichtig, die drei Bereiche des Gartens kennenzulernen:
Unser Garten: Dieser Bereich umfasst alle gemeinsamen Angelegenheiten und die gemeinsam verbrachte Zeit. Die Größe dieses Bereichs kann bei einer Familie oder einer symbiotischen Beziehung sehr umfangreich sein, bei einer Fernbeziehung mit Treffen alle paar Monate jedoch relativ klein. Betrachtet gemeinsam, was zu diesem Teil des Gartens zählt. Das können gemeinsame Projekte, Kinder, Haus, Hobbys, Urlaube und Freunde sein. Denkt auch an die gemeinsame Zeit ohne Verpflichtungen und Pläne. Gibt es Wünsche, den gemeinsamen Bereich zu vergrößern oder zu verkleinern?
Der Garten des Partners: Dieser Bereich ist ausschließlich seine oder ihre Angelegenheit. Es ist schön, Einblick zu gewähren und vielleicht auch mal zur Unterstützung bei der Pflege eingeladen zu werden. Übergriffig ist es jedoch, dem Partner vorzuschreiben, was er oder sie in seinem Garten zu tun hat. Vereinbart eine freundliche Rückmeldung, wenn ihr euch in eurem persönlichen Garten bedrängt fühlt.
Dein eigener Garten: Hier kultivierst du in eigener Regie die Fähigkeiten, die du für die Liebesbeziehung brauchst. Das kann Zeit mit deinen Freunden sein, Aktivitäten für dein körperliches Wohlbefinden oder Unternehmungen ohne deinen Partner zur persönlichen und spirituellen Entwicklung.

Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es Hecken oder Zäune. Es ist wichtig, diese Grenzen zu respektieren. Überlegt, ob es in der Vergangenheit bereits zu Grenzkonflikten gekommen ist.
Natürlich steht es euch frei, einvernehmlich die Grenzen zu verschieben. Wenn Familie oder Arbeit nicht mehr einen so großen Teil eures Lebens einnehmen, könnte es an der Zeit sein, den gemeinsamen Garten zu vergrößern und neu zu gestalten. Oder vielleicht vergrößert dein Partner seinen Garten. Wer nicht frühzeitig lernt, den eigenen Garten zu pflegen, riskiert Gefühle von Verlassenheit oder Hilflosigkeit, wenn die Zeit im gemeinsamen Garten einmal weniger wird.

Versucht gemeinsam Klarheit darüber zu gewinnen, welche „Pflanzen“ in Schach gehalten werden müssen, damit sie den Garten nicht überwuchern. Ich denke hierbei insbesondere an destruktive Kommunikationsmuster.

Entwickelt aber auch Toleranz für „Wildkräuter“ und „Insekten, die an den Blättern knabbern“. Ihr könnt lernen, gelassener hinzunehmen, was nicht euren Vorstellungen einer perfekten Beziehung oder eines perfekten Partners entspricht.
Wenn ihr gut über eure Liebesbeziehung sprechen könnt, werdet ihr Verhaltensweisen erkennen, die der Beziehung nicht guttun. Diese gehören auf den Komposthaufen. Denn jede Weiterentwicklung eurer Beziehung, jede überwundene Dissonanz und jede Versöhnung nach einem Streit stärkt und düngt eure Fähigkeit, wieder schöne „Pflanzen“ wachsen zu lassen.

Wie gelingt die Pflege des gemeinsamen Gartens? Ist sie alleinige Aufgabe eines Partners? Wie viel Toleranz habt ihr für ungleiche Anteile? Wie findet ihr gute Kompromisse? Vielleicht trägt jeder Partner auf unterschiedliche Weise zum Gelingen des gemeinsamen Gartens bei.
Denkt daran, euren Garten zu düngen: Was könnt ihr tun, um eure Beziehung zu stärken? Was könnt ihr jeweils für euer eigenes Wohlbefinden tun?

Gerade wenn der gemeinsame Garten nach der ersten Phase der Verliebtheit prächtig wächst, besteht die Tendenz, nachlässig, bequem und unaufmerksam zu werden. Dann ist es Zeit, Platz für Neues zu schaffen und etwas Anderes auszuprobieren. So kann durch das Kürzen von Sträuchern und Bäumen wieder mehr Licht auf den Boden gelangen. Dieses Licht ist notwendig, damit die „Blumen der Liebe“ aufblühen können.
Sinnvoll ist auch eine „Feuerstelle“, denn das Feuer steht für gesunde Wut und Sexualität. Sie passt sehr gut in den gemeinsamen Garten.

Das „Wetter“ steht für äußere Faktoren, die Einfluss auf die Liebesbeziehung haben und beispielsweise eine Bewässerung notwendig machen, wenn es einmal trocken und schwierig wird.
Vielleicht gibt es einen „Sturm“ im Garten, mit dem ihr umgehen müsst, zum Beispiel durch Eifersucht, Krankheit, den Verlust von Arbeit oder Wohnung. Nachdem die Sturmschäden beseitigt sind, gilt es, Teile des Gartens neu zu bepflanzen.

Sorgt dafür, dass in eurer Beziehung auch Platz für mindestens einen Baum ist. In seinem Schatten könnt ihr entspannt heiße Tage überstehen. Seine tiefen Wurzeln sorgen für Stabilität in eurer Beziehung. Wie könnt ihr sein Wachstum fördern?

Wollt ihr euren Garten nur für euch behalten oder gibt es Aspekte eures persönlichen oder gemeinsamen Gartens, die ihr mit anderen teilen möchtet?
Alle drei Gärten dienen in erster Linie dazu, euch Freude zu bereiten. Vergesst nicht, die „Früchte“ zu genießen und die Schönheit der „Blümchen“ zu würdigen. Drückt so oft wie möglich eure Dankbarkeit aus.

Gibt es einen unbewussten Wettbewerb zwischen euch? Findet ihr den eigenen Garten oder den des Partners schöner? Habt ihr Toleranz dafür, dass die Gärten unterschiedlich sind?
Begrüßt den Wechsel der Jahreszeiten. Äußere und innere Veränderungen, neue Jahrzehnte und Menschen, die kommen und gehen, prägen die Jahreszeiten des Lebens.
Findet im Garten auch Plätze zum Ausruhen. Es muss nicht immer an der Beziehung gearbeitet werden. Vielleicht braucht ihr einen „Gartenteich“ für Ruhe und Kontemplation.

Manchmal wächst einem die Gartenarbeit über den Kopf. Holt euch Hilfe sowohl für den eigenen als auch für den gemeinsamen Garten.