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Streiten oder nicht streiten? Bewusster streiten!
Sowohl Streiten als auch Streit vermeiden ist ein wiederkehrendes Thema in Beratungsgesprächen. Es gibt einen engen Zusammenhang mit der emotionalen Autonomie und anderen Beziehungskompetenzen.
Aber was ist denn nun eigentlich streiten? Sinnvoll scheint mir zu unterscheiden zwischen reaktivem Streit und Streitimpulsen.
Reaktiver Streit ist das Pingpong-Spiel zwischen Partnern, oft geht es schnell und wenig bewusst. Es fühlt sich verhakt und unlösbar an. Der Anlass ist oft nichtig, durch den Streit ist mindestens ein Partner im Drama, im Schmerz und zweifelt gar an der Beziehung.
Für dich vielleicht verblüffend: Diese Art Streit eskaliert nur, weil beide Partner den anderen ändern wollen. Nicht aus Bosheit, sondern weil sie in Not sind und die Beziehung wichtig ist. Du möchtest verstanden werden, statt zu verstehen, du möchtest Recht behalten, statt Recht zu geben, der Partner soll aufhören, anstatt dass du aufhörst. Und du findest immer einen guten Grund weiterzumachen.
Nun die gute Nachricht: Du hast es dadurch jederzeit in der Hand, diesen Streit zu beenden. Es reicht, auf den inneren Balkon zu gehen und dir innerlich zu sagen: „Was immer hier gespielt wird – dafür stehe ich nicht zur Verfügung“. Bis du das kannst, ist es besser, aus dem Kontakt zu gehen, als weiterzumachen.
Der reaktive Streit ist von hoher Energie und typisch für Film und Theater. Streitimpulse liegen am anderen Ende des Energie-Spektrums. Es sind kleine, einseitige Impulse, die oft gar nicht als Streit erkannt werden. Manche verstecken sich als „Un-Streit“ und können doch die Beziehung vergiften.
Um diese genauer zu erkunden, lade ich dich ein, gemeinsam verschiedene Streitimpulse anzuschauen. Ich schlage vor, beim Lesen zu prüfen, ob du etwas von dir wiedererkennst. Achte insbesondere auf empörte Reaktionen, um unbewusste Muster aufzudecken. Womit rechtfertigst du diese? Vielleicht entdeckst du auch neue Muster, die du gerne ausprobieren möchtest.
Folgt noch: Erläuterung. Am Ende jeden Musters habe ich jeweils einen kurzen Hinweis auf mögliche Entwicklungsschritte angefügt.
- Streiten als Vorspiel
- Streiten als Drama.
- Streiten als Kontaktversuch.
- Streiten zur Durchsetzung eigener Interessen, um Macht auszuüben oder den Partner zu ändern.
- Streiten statt Bedürfnisse zu äußern.
- Streiten als subtiler Angriff.
- Streiten als deutlicher, von Liebe getragener Hinweis: so nicht
- Streit vermeiden aus Angst
- Streit vermeiden aus Gewohnheit
- Aus dem Kontakt gehen
- Keinen Anlass für Streit suchen.
- Sich entscheiden, den Partner mit den Augen der Liebe zu sehen
Wie wär es, wenn du nicht nur beim Streiten deinen Partner oder Partnerin einfach so sein lässt, wie sie sind?
Das wäre ein schönes Liebesgeschenk.