Reagieren oder lieben?

Deine Partnerin, dein Partner hat irgendetwas gesagt oder getan und du bist auf 180. Reaktivität ist, wenn irgendeine äußere Situation dein Nervensystem in Aufruhr bringt und du ganz sicher bist, dass du schnell reagieren musst.

Ich lade dich ein, gemeinsam Bewusstheit in deine einzelnen Schritte zu bringen.

Reaktivität ist wie das Fahren auf einer Autobahn, geradeaus mit vielen bequemen Spuren,  so wie eben alle weiterfahren. Vielleicht sind die Folgen deiner Reaktivität dir nicht angenehm, aber es läuft halt einfach so ab.

Was du übersiehst, sind die kleinen Ausfahrten, die dir eine alternative Route ermöglichen.

Aber nun langsam und schrittweise entlang dieser Metapher:

Du stolperst über etwas und dein Nervensystem reagiert. Du bist aktiviert. An dieser ersten Ausfahrt bist du wahrscheinlich nicht frei, und du wirst vorbei fahren.

Aber nun könntest du die zweite Ausfahrt nehmen.

Weiter auf der Autobahn geht so: meine Gedanken rasen, ich bin in der Verurteilung, ich bin ganz sicher, dass ich richtig liege, weil „das geht gar nicht so…“

Die zweite Ausfahrt: ich spüre meine Aufregung, ich lasse die Gedanken dazu vorbeiziehen und greife nicht nach ihnen. Ich lasse mich und meinen Partner genauso sein, wie wir sind. Ich wende alles an, was ich kenne und was nötig ist, um mein System wieder in Frieden zu bringen.

Wenn du an der dritten Ausfahrt vorbeifährst, wirst du reagieren. Je nach Temperament, wirst du schreien, den Partner zurechtweisen, eine zynische Bemerkung machen, die Augen verdrehen, dich zurückziehen, oder was immer dein Drama-Standardmuster ist.

Die dritte Ausfahrt: ich lasse die Handlungsimpulse aufsteigen und wieder vergehen, ich reagiere nicht, bleibe wach und im Kontakt mit meinem Partner.

Wenn du an der Ausfahrt vorbeifährst, entfaltet sich das übliche Drama zwischen euch: Ein erregtes Pingpong Spiel oder ein verletzter Rückzug.

Wenn du wieder aus deinem Drama aufgewacht bist, kannst du natürlich die vierte Ausfahrt nehmen und wenden: Dann kannst du den Kontakt wiederherstellen: „Sorry, ich habe viel zu scharf reagiert, selbstverständlich bin ich nicht der liebe Gott, um zu beurteilen, ob du etwas richtig oder falsch machst, ich habe einfach die Ausfahrten übersehen und lerne etwas über meine Reaktionsmuster“ oder was immer dir möglich ist zu sagen.

Sobald du dein Verhalten rechtfertigst, von deinem Partner forderst, die Ausfahrten zu nehmen oder später noch mal auf dein Urteil zurückkommst, bist du zurück auf der Autobahn. Schade. Vielleicht gelingt dir eine Ausfahrt beim nächsten Mal.

Dir passt das ganze Spiel nicht und du willst gar nicht erst auf der Autobahn fahren oder zumindest gleich die erste Abfahrt erwischen? Das geht erst, wenn du dich nicht mehr in den Weg stellst und die Liebe bist, die schon immer durch dich hindurch fließen will.